Die Ausstellung Monitoring präsentiert künstlerische Arbeiten, bei denen filmische, audiovisuelle, digitale oder medienkritische Ansätze installativ im Raum verortet werden. Sie bietet ein Forum für Medienkunst und präsentiert sowohl etablierte Künstler*innen, als auch vielversprechende Nachwuchstalente. Thematische Schwerpunkte und das kuratorische Konzept der Ausstellung werden von einer Jury aus Kulturschaffenden, Künstler*innen und Kurator*innen anhand der Einreichungen erarbeitet, die jährlich einer offenen Ausschreibung folgen.
Golden Cube
Eine vom Sichtungsteam unabhängige fünfköpfige Preisjury wählt jedes Jahr eine der Arbeiten zur besten Medieninstallation. Diese Auszeichnung, der „Golden Cube“, ist mit 3.500,- Euro dotiert und wird von der in Kassel ansässigen Micromata GmbH gestiftet.
2024 bestand die Jury aus Inke Arns, Juejun Chen, Fanny Hauser, Alfred Rotert und Jule Witte.
Auswahlkommission 2025
Elko Braas
Künstler / Dozent Kunsthochschule Kassel
Johanna
Brummack
Künstler*in / Pädagog*in
Marlene
Denningmann
Künstlerin
Defne
Kizilöz
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Kunsthochschule Kassel / Kuratorin /
Ausstellungsleitung Monitoring
Franz Reimer
Künstler
Inga Seidler
Kuratorin
Miriam
Schmidtke
Künstlerin / Autorin
Gerhard
Wissner Ventura
Leitung Kasseler Dokfest
Ausstellungsorte 2025
Kasseler Kunstverein
Friedrichsplatz 18
Kulturbahnhof Kassel
Rainer-Dierichs-Platz 1
Öffnungszeiten 2025
Mittwoch, 19.11. 20:00 – 23:00
Donnerstag, 20.11. / Freitag, 21.11. / Samstag, 22.11. 15:00 –
22:00
Sonntag, 23.11. 12:00 – 20:00
Wir leben in einer Welt, in der Gewalt nicht verschwindet – sie wechselt nur die Gestalt. Sie sickert ein in Bilder, Töne, Körper und das Digitale. Zwischen Kriegsnachrichten, Klimakrise, ökonomischen und ökologischen Zumutungen wird das Absurde zur Gewohnheit. Gewalt ist kein Ausnahmezustand, sondern eine leise Konstante unserer Gegenwart.
Die Frage ist nicht, ob sie wirkt, sondern wo und wie. In welchen Spuren, in welchen Erinnerungen, in welchen Archiven sie fortlebt. Sie zeigt sich in den Rissen der Sprache, in der Müdigkeit der Körper, im Verstummen ganzer Gemeinschaften; als Zahl und Score, als Filter und Ranking, als synthetisches Bild, als künstliche Stimme. Manchmal tarnt sie sich als Ordnung, als Schutz, als Fortschritt. Und oft bleibt sie unbemerkt – weil sie sich in das Alltägliche eingeschrieben hat: in Routinen, Blicke, Strukturen, Orte.
Die Ausstellung versammelt 17 Arbeiten, die mit Bildern und Klängen, mit Archiven und performativen Gesten, mit Monumenten, Figuren, Strukturen ebenso wie mit Verfahren der Künstlichen Intelligenz arbeiten. In den verschiedenen Ausstellungsorten – dem KulturBahnhof Südflügel, dem Kasseler Kunstverein und dem Stellwerk – greifen die Künstler*innen auf unterschiedliche Strategien zurück: Einige trainieren Algorithmen mit digitalem Bildmaterial oder rekonstruieren verdrängte Erzählungen aus analogen Archiven, um Mechanismen von Sichtbarkeit und Auslassung freizulegen. Andere übersetzen Symbole aus Denkmälern oder staatlichen Emblemen in neue Kontexte und befragen so kollektive Erinnerung, Körperbilder und öffentliche Repräsentation. Auf vielfältige Weise verknüpfen die Arbeiten persönliche Zeugnisse mit kollektiven Erzählungen und eröffnen Momente des Zuhörens, der Empfindsamkeit und des Nachdenkens.
Im Spannungsfeld einer spätkapitalistischen Gegenwart zeigen die Künstler*innen, wie die Absurdität und Normalisierung von Gewalt – auch in digitalen und algorithmischen Ordnungen – zugleich ertragen, benannt und unterbrochen werden kann. Der Blick richtet sich auf rechte Gewalt, auf Kriegserfahrungen und biografische Verwundungen, auf Spuren, die sich durch Geschichte und Gegenwart ziehen. Sie machen sichtbar, wie Erinnerung zu Verantwortung werden kann – und wie das Wiedererzählen vergessener Geschichten neue Formen von Nähe und Bewusstsein schafft. In den Brüchen zwischen Damals und heute entsteht ein Raum, in dem Zuhören zur Handlung und Mitgefühl zur Möglichkeit von Wandel wird. Erinnerungen, die zu Fragen werden: Welche Wahrheiten beanspruchen (synthetische) Bilder und Stimmen? Wer spricht, wenn Maschinen oder die Macht sprechen – und wer bleibt ungehört? Wie lässt sich Identität denken, ohne das Gegenüber zu übersehen, wenn Profile, Scores und Datenbilder mitschreiben? Welche Formen der Nähe, Fürsorge und Solidarität sind möglich, wenn Systeme entscheiden und sortieren?
unstable memory / unstable power beschreibt die doppelte Bewegung unserer Gegenwart. Erinnerung bleibt instabil, weil sie in Körpern, Archiven und Datensätzen fortgeschrieben wird und dadurch nie abgeschlossen ist, sondern immer wieder korrigiert, befragt und geteilt werden kann. Macht bleibt instabil, weil sie sich in Infrastrukturen, Scores, Rankings und Bilderregimen verschiebt und sich so den Blicken entzieht, zugleich aber sichtbar und verhandelbar gemacht werden muss. Diese Instabilität verweist nicht auf einen Mangel, sondern eröffnet einen Handlungsspielraum: Sie schafft ein Terrain, auf dem Zuhören, Sorgfalt und Widerspruch nicht nur möglich, sondern notwendig werden, um neue Ordnungen erproben zu können. Instabilität wird damit zu einem Werkzeug der Kritik, das bestehende Gewissheiten erschüttert, Ausschlüsse offenlegt und Räume des Aushandelns eröffnet. Zugleich fordert sie uns auf, Verantwortung nicht nur als individuelle Haltung, sondern als kollektive Praxis zu verstehen – als Prozess, der davon lebt, dass Erinnerung und Macht beständig hinterfragt, neu verknüpft und offengehalten werden.
Defne Kizilöz
KASSELER
KUNSTVEREIN
Mothers / Jasmina Cibic / 7' // dis/constant /
Maerie C. Fricke, Delphine Oellers / 10' // Consumer off-the-shelf
Drones / Francis Hunger / 20' // the black hole image: the picture
behind the hole / Ian Purnell, Philine Rinnert / 11' //
Echoes of Mind / Ines Schäfer // Reich der Tiere (Kingdom of Animals) /
Thadeusz Tischbein / 16' // Hangnail / Hou Lam Tsui / 7' // Runenhäuser
(Rune Houses) / Helen Weber / 12'
KULTURBAHNHOF KASSEL | Stellwerk
Becoming Outline / Miriam Bajtala
KULTURBAHNHOF KASSEL | Südflügel
Walang Masulingan / Benjamin Brix, Kiri Dalena / 38' // JUGGERNAUT / NEOZOON / 8' // Lasting Generation / Theresa Reiwer / 40' // An Interspecies Cosmetic Seduction Tutorial / Marina Olivares / 3' // Is there still life? / Lea-Maraike Sambale / ج ن ن // ' 18 (J-N-N) / Ginan Seidl / 20' // STREAM / Thomas Taube / 74' // ITERATIVE BODY SYNTHESIS / Michael Wallinger
Die Preisträger*innen der vergangenen Editionen
2024: Agil Abdullayev RADICALS BETWEEN TREES AND DICKS
2023: Tanita Olbrich RING
2022: John Hussain Flindt TALES
2021: Yuk-Yiu Ip 流/言 [FALSE WORDS]
2020: Paula Ábalos DIARIOS DE TRABAJOS
2019: Kapwani Kiwanga THE SECRETARY'S SUITE
2018: Grace Philips, Laurie Robins REAL PERFORMANCE
2017: Ralph Schulz TESTIMONIALS
2016: Lotte Meret SURFACE GLACE
2015: Gerald Schauder SKULPTUR21
2014: Bertrand Flanet UNMANNED DISTANCES
2013: !Mediengruppe Bitnik DELIVERY FOR MR. ASSANGE
2012: Emanuel Mathias NEBAHATS SCHWESTERN
2011: Anu Pennanen LA RUINE DE REGARDE
2010: Lukas Thiele / Tilman Hatje WELTMASCHINE
Lobende Erwähnungen der vergangenen Editionen
2024: Elisa Jule Braun CALIBRATION MUM
2023: Juejun Chen Mechanical Resoncance
2022: Benjamin Busch Scanning the Horizon: An Immersive Archive
2021: Sophie Hoyle Hyperacusis (Chronica)
2020: Mazen Khaddaj THE ARTISTS ARE NOT PRESENT
2019: Clarissa Thieme Can't You See Them? – Repeat.
2018: Wermke/Leinkauf 4. HALBZEIT
2017: Marlene Maier FOOD ONLY EXISTS IN PICTURES
2016: Jolander Gsponder / Yves Netzhammer / Annette Brütsch / u.a. PETER LIECHTI – DEDICATIONS
2015: Kerstin Honeit Talking Business
2014: Daniel Laufer REDUX
2013: Franz Christoph Pfannkuch γαλαξίας (GALAXIS)
2011: Ryota Kuwakubo THE TENTH SENTIMENT
2010: Anthony McCall LEAVING [WITH TWO-MINUTE SILENCE]
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