DokfestGeneration – Film kennt kein Alter stellt eine kleine, aber feine Auswahl dokumentarischer Langfilme vor, die auf sehr unterschiedliche Weise vom Dialog der Generationen leben. „Film kennt kein Alter“, so das Motto. An fünf Tagen, im barrierefreien Fünfzigerjahre-Filmtheater Gloria, dem schönsten Kino Kassels, wendet sich die DokfestGeneration speziell an ältere Filmfreund*innen und solche, die es werden wollen.
Mit DokfestGeneration soll das „Mehrgenerationenkino“ belebt werden, denn der Dialog zwischen Alt und Jung kann aus der Sackgasse einer jugendfixierten Leistungsgesellschaft führen, er kann beleben, Mut machen, Gemeinsamkeit schaffen. Dokumentarfilm eignet sich als visuelles Medium aktiven Reflektierens und Zuhörens dafür besonders. Zudem ermöglicht Film in einzigartiger Weise, Vergangenheit aufleben zu lassen, Erinnerung zu vergegenwärtigen, Zeitzeugnis abzulegen.
DokfestGeneration findet im Gloria Kino statt. Das Kino ist barrierefrei zugänglich.
Filmprogramm: Während der 42. Edition des Kasseler Dokfestes zeigt die Sektion von Mittwoch bis Sonntag jeweils um 10 und um 12 Uhr sowie am Donnerstag auch um 14:30 Uhr Langfilme.
Die Filme am Donnerstag um 14.30 Uhr und Freitag um 12 Uhr, werden in Kooperation mit dem jungen dokfest gezeigt und hatten den Anspruch, im Kino einen Gesprächsraum zwischen jung und alt zu öffnen.
Kontakt für Gruppenanmeldungen oder für Personen, die spezielle Unterstützung benötigen, war Livia Theuer: theuer@kasselerdokfest.de
In diesem Jahr bilden die Verbindungen, die uns miteinander in Beziehung bringen, das Hauptmotiv des Festivals – das spiegelt sich auch in der Auswahl für unsere Sektion wider: Was uns alle verbindet, ist ein Generationenvertrag. Er beinhaltet große Vorbilder, aber auch zwiespältige Hinterlassenschaften. Eine lange Kette, die Halt und Orientierung bietet, aber auch zur Last werden kann. MONK IN PIECES von Billy Shebar widmet sich der Ausnahmekünstlerin Meredith Monk. Die Komponistin und Performancekünstlerin hat das Zusammenspiel von Stimme und Bewegung revolutioniert und wurde so zum Vorbild für viele Künstler*innen. Eine andere große Vordenkerin war und ist Hannah Arendt. In HANNAH ARENDT – DENKEN IST
GEFÄHRLICH blättern Chana Gazit und Jeff Bieber nicht nur deren Leben auf, sondern zeigen auch die Dringlichkeit ihrer Beobachtungen gerade angesichts derzeitiger Gefahren für die Demokratie. Renate Welsh, eine der bekanntesten österreichischen Kinder- und Jugendbuchautorinnen – ihre Schöpfung „Das Vamperl“ ist Kult – kämpft Zeit ihres Lebens gegen Sprachlosigkeit an. In RENATE porträtiert Martin Nguyen eine beeindruckende
Frau. Auch in FRIENDLY FIRE geht es um Engagement: Klaus Fried zeichnet das Leben seines
Vaters, des großen Nachkriegsdichters Erich Fried nach, der durch seine politischen (Liebes-)
Gedichte zum Guru der alternativen, linken Bewegung der 68er wurde. Von blinden Flecken in der (auch persönlichen) Geschichte handelt Dario Aguirres WIR DIE WOLFS. Darin erkundet der aus Ecuador stammende Regisseur das Leben seines Ururgroßvaters, des berühmten deutschen Naturforschers Theodor Wolf, der das sudamerikanische Land erkundet
hat. Was Wolfs Biografie allerdings verschweigt: Neben seiner deutschen Familie hatte der Wissenschaftler in Ecuador ebenfalls eine Frau und Kinder, von denen Aguirre abstammt.
Mit Erbe anderer Art setzt sich unser Auftaktfilm WIR ERBEN auseinander: Simon Baumann soll das französische Landgut der Eltern erben – doch er hadert damit. Davon ausgehend entspinnt sich eine ebenso persönliche wie gesellschaftliche Debatte über Hinterlassenschaften, die noch einmal einen anderen Blick auf Besitzverhältnisse und Vermögensungleichheiten wirft. Gleich zwei Filme beschäftigen sich mit Sterben und Tod als Bestandteil des Lebens: DER TOD IST EIN ARSCHLOCH von Michael Schwarz und GRÜNES LICHT von Pavel Cuzuioc. Der erste folgt dem unkonventionellen Bestatter Eric Wrede, der den Abschied ganz neu zu denken versucht. GRÜNES LICHT porträtiert Dr. Johann Spittler, der Menschen begleitet, die sich für Sterbehilfe entschieden haben.