Im Spiegel menschlicher Erfahrungen, innere Welten und gesellschaftlichen Dynamiken. Durch ihn erkennen wir alltägliche Momente, digitale Phänomene, mentale Zustände und zwischenmenschliche Beziehungen. Wir erkunden die feinsinnigen, oft unsichtbaren Kommunikationswege, die unsere Wahrnehmung, unser Verhalten und unsere Identität prägen. Ein vielschichtiger Blick auf die subtilen und symbolisch codierten Botenstoffe, die unsere innere Welt mit der sozialen Wirklichkeit verbinden – ein Nachdenken über die Steuerungsmechanismen unseres Lebens. (Frauke Rohenkohl)
An einem Tag sitzt ein Kind in einem einsturzgefährdeten Wohnhaus, leise und aufmerksam. Ein Ventilator streichelt die Luft, während es mit einem Rubik's Cube spielt, die bunten Flächen im fallenden Licht im Dunkeln funkeln. Mit zarten Bewegungen durchquert es Straßen und Gassen, entdeckt Möglichkeiten im Verborgenen. Trotz drohendem Zerfall entstehen kleine Momente voller Spiel, Staunen und Hoffnung, die Kreativität nähren. Ein zarter Kontrast zur gesichtslosen Welt der Erwachsenen und dem drohenden Kollaps, der alles zu verschlingen droht.
Ein poetischer, introspektiver Tagebucheintrag, der zwischen einer schwarz-weißen Welt und einem verzerrten, sanften Farbfilter spielt – zwischen Stille und Licht. Er erkundet die innere Landschaft eines Menschen, der den Wunsch nach Ruhe und Selbstfindung spürt, aber von inneren Echos und Krähenstimmen überschattet wird. Durch symbolische Bilder wie den Kokon und die zerbrechliche Exhalation wird die Reise von Leiden und Reinigung sichtbar – ein metamorphischer Prozess von Tod, Loslassen und Neubeginn. Der Film zeigt, wie innere Botenstoffe Schmerz, Transformation und Hoffnung verbinden und unsere Wahrnehmung sowie unser Sein formen.
Blick auf den Desktop. Ein über Google Translate vorgelesener Text öffnet ein digitales Labyrinth aus verschachtelten Ordnern. Projektordner führen in Unterordner, Bilder legen sich übereinander, Szenen tauchen auf und verschwinden wieder. Während nach Ordnung gesucht wird, droht das System zu kippen. Zwischen Selbstinszenierung, Archiv-Chaos und Kontrollverlust entsteht ein filmischer Essay, der sich gegen die aufgedrängte Ordnung und innere Überforderung richtet. Das Paradox ist: Er wurde durch das in Frage gestellte System erst produziert.
Zwischen Erinnerung und Digitalem erschaffen wir Geister: von Menschen um uns herum und von uns selbst, in längst vergessenen Spielwelten, die nur noch auf Festplatten schlummern. Diese Geister spuken in Welten, die langsam verfallen und vergehen. Menschliche Verbindungen zerbröckeln, wenn sie nicht gepflegt werden – genauso wie unsere Erinnerungen und unsere Daten. Das Internet hat behauptet, es vergisst nie, doch das stimmt nicht: Es vergisst sehr schnell. Unsere digitale Welt ist vergänglich, auch wenn wir es kaum wahrhaben.
CN: Depression
In einem Mosaik aus Spielen, Filmen und Medien verschmilzt die Sicht des Protagonisten, ein fragmentierter Geisteszustand, Grenzen zwischen Wirklichkeit und Traum zerfließen. 1g Quetiapin, Heilmittel und Vergessen zugleich, dämpft das Herz und zerbricht die Identität. Die Filmcollage reflektiert über die Medikalisierung psychischer Leiden und die Einsamkeit, die in der synthetischen Ruhe liegt. Durch chaotische Medien-Schichtungen zeigt sie, wie das Selbst nicht geheilt, sondern unleserlich und in einem Grenzbereich zwischen Sedierung und Verzweiflung schwebt.
Die Verwandlung von Kim, einer gewöhnlichen Person mit dem häufigsten Nachnamen Koreas in einen Spülschwamm – ein Prozess, bei dem er „dish scrubber-ized“ wird. Es ist eine poetische Betrachtung über Identität, Anpassung und den Verlust des Selbst im Angesicht gesellschaftlicher Erwartungen. Während Kim sich von einem Menschen zu einem „Werkzeug der Sauberkeit” verwandelt, wirft der Film die Frage auf: Wie viel von uns bleibt erhalten, wenn wir uns den Anforderungen einer sich ständig verändernden Welt anpassen?
Die Künstlerin Sarah Schrof ist in ihrem Atelier, wo fragmentarische Klangbilder sie durch den Raum begleiten. Beobachtend und tastend folgt sie flüchtigen Materialien und Prozessen, die sich im Moment entfalten. Pflanzen verwandeln sich zu Pigmenten, Farben nehmen langsam Gestalt an. Dabei wird die messbare Zeit zu einem subjektiven Empfinden, das sich im kreativen Fluss verliert. Eine Einladung, in diesem zeitlosen Raum die Verbindung zwischen Natur, Kunst und innerem Erleben zu erkunden und den flüchtigen Momenten nachzuspüren.… >>>
Katrin Esser inszeniert in ihrem essayistischen Dokumentarfilm die Geschichte ihrer an Alzheimer erkrankten Mutter. Der Krankheitsverlauf wird aus zwei Perspektiven erzählt: der polnischen Pflegerin Violetta und der Tochter. Abwechselnd berichten sie von ihren Erfahrungen, den Grenzen der Pflege, Überforderung, Arbeitsbedingungen, Ausbeutung im System und dem Tod. Der einzige Drehort ist die Wohnung, die zwischen Lebensraum, Museum und Tatort wechselt. Essers Inszenierung offenbart Schichten der Erinnerung und zeigt, dass Erinnerung und Vergessen sehr individuell sind.