#11 Verbindungszeichen


(BALi, KulturBahnhof Kassel)

In verschiedenen Familien-Biografien werden Wege und Werkzeuge verhandelt, um miteinander in Verbindung zu gehen und Bindung zu verstehen. Kommunikationsformen werden gefunden, um sich nah zu sein; sei es über Sprache, Bewegung, Berührungen oder Zeichen. Kulturelle Eigenheiten und generationsübergreifende Traumata können hierbei zu Banden führen, die tiefer liegen als sie im Alltäglichen sichtbar sind. Vor allem Mütter stehen im Zentrum der Filme. Sie suchen nach Signalen, Zugängen und Kanälen, um ihre Liebe und Verbundenheit auszudrücken oder Einsamkeit und Verlust zu verarbeiten. (Linn Löffler)

Interurbain

Sie sendet ihm Sprachnachrichten in die Ferne – Anrufe in die Stille. Es ist alltägliches Geplapper, bemüht gut gelaunt, ein bisschen überspannt und sein Fehlen zwar niemals direkt anprangernd, doch ein stiller Vorwurf schwingt doch immer mit. Es ziehen verschwommen-verträumte Winterlandschaften vorbei, Bilder von ihr steigen darin auf, schemenhaft, undeutlich und zerstieben wieder im Schnee. Sehnsucht, Einsamkeit, Verbundenheit und Liebe erwärmen die Landschaft. Nachrichten von der Mutter an das vermisste Kind.

>>>

  • Dauer: 9 Min.
  • Premiere: Deutschlandpremiere
    • Regie: Marc-Olivier Huard

    Ich atme die ganze Zeit

    Kann man einer Angst entkommen, die gar nicht die eigene ist? ICH ATME DIE GANZE ZEIT ist ein autobiografischer Dokumentarfilm über psychische Erkrankung und eine ambivalente Mutter-Tochter-Beziehung. Die Regisseurin Rosa Gocht leidet seit frühester Kindheit an Angstzuständen und Panikattacken. Im Familienurlaub an der Ostsee versucht sie in Gesprächen mit ihrer Mutter, ihrem kleinen Bruder und ihrer Großmutter ihre Krankheit zu verstehen und deren Ursprung zu finden. Stück für Stück öffnet sich eine Familiengeschichte zwischen Nähe und gegenseitiger Abhängigkeit, in der die Angst sich durch mehrere Generationen von Frauen zieht. (Rosa Gocht)

    >>>

    • Dauer: 34 Min.
  • Premiere: Weltpremiere
  • Nominierung: Goldener Schlüssel
    • Regie: Rosa Gocht

    movements to resist

    Tanz verbindet! Mehrere Generationen tanzen für sich und doch zusammen. Jede Bewegung offenbart eine eigene Haltung gegenüber Raum, Zeit und inneren wie äußeren Barrieren. Die Körper und ihre Gesten treten in Resonanz mit dem Klang und eröffnen neue Zugänge zu stillen Akten des Widerstands, der Lebendigkeit und des Werdens. Eine liebevolle Filmminiatur auf 16mm, handentwickelt, gezeichnet von Spuren und Kratzern des analogen Prozesses, der die Fragilität des Moments offenlegt.

    >>>

    • Dauer: 8 Min.
  • Premiere: Weltpremiere
    • Regie: Clara Bausch

    Landscapes of Longing

    Drei Frauen kommen zusammen. Erinnerungen über die Migration der Familie aus Indien in die USA werden über Fotos und Bilder wachgerufen, Fragen zu Identität, Sprache und Integration sowie dem kulturellen Imprint als Sinti aufgeworfen. Was ist Heimat für sie heute? Der Film verwebt amorphe Träume, Erinnerungen, Geräusche und Fragmente des Unterbewusstseins, um die Wellen der Dissonanz, die über Generationen hinweg weitergegeben wurden, greifbar zu machen. Eine experimentelle kollaborative Arbeit über Identität, Migration und generationsübergreifende Weiblichkeit.

    >>>

    • Dauer: 14 Min.
  • Nominierung: Goldener Schlüssel
    • Regie: Alisha Tejpal, Mireya Martinez, Anoushka Mirchandani

    SON

    Ihr Sohn ist verschwunden, untergetaucht im Großstadtdschungel. Er war schon immer ein Freigeist und hat sich für ein Leben auf der Straße entschieden. Einzig seine Graffiti-Tags bezeugen der Mutter, dass er noch lebt. Sie beginnt diese überall in der Stadt zu suchen, zu dokumentieren und sich so seiner Existenz zu versichern. Und sie interpretiert es als ein Zeichen für sie selbst. Mit einem eigenen Tag antwortet sie schließlich auf seine Graffiti, auf Betonwänden, Elektrokästen oder staubigen Fenstern. Eine ungewöhnliche Verbindung entsteht, die ihr Befreiung und Erleichterung schenkt.

    >>>

    • Dauer: 13 Min.
  • Premiere: Deutschlandpremiere
    • Regie: Leona Cauklija