Die Filme dieses Programms sind autobiografische Annäherungen, in denen Frauen ihre Stimmen erheben – leise oder laut, immer eindringlich. Sie berichten von Kindheitserinnerungen, die in Fantasiewelten weiterleben; von abwesenden Vätern und vom Verlust der Heimat; von Telefonaten mit Unbekannten, die unerwartet zu Vertrauten werden; von der Konfrontation mit verdrängter sexualisierter Gewalt. Zwischen Aufschrei und Flüstern entsteht ein Echo von Nähe und Distanz, Fragen und Schweigen – persönliche Geschichten, die zeigen, wie stark Filme als Räume des Erinnerns, Teilens und der Heilung sein können. (Anna Melikova)
Ein leidenschaftliches Kind macht Erfahrungen, die es überfordern und findet Trost bei seiner Lieblingspuppe. Fantasie wird zum Rückzugsraum, in dem Gefühle, Wünsche und Ängste Gestalt annehmen. Archivaufnahmen aus der Kindheit der Regisseurin verweben sich mit animierten Sequenzen und eröffnen den Blick in eine Innenwelt.
Die Regisseurin war ein Jahr alt, als sie ihren Vater zum ersten Mal verlor. Er verließ ihre Mutter und kehrte nie zurück. Heute zwingt der russische Angriff auf die Ukraine sie als Erwachsene, ihr Land zu verlassen und nach Prag zu fliehen. Über ihren abwesenden Vater weiß sie nur, dass er an die Front gegangen ist. In diesem dokumentarischen Tagebuch verfolgen wir dem gesprochenen und unausgesprochenen Briefwechsel zwischen einer verlassenen Tochter und einem Vater, der sein Heimatland verteidigt.
Eine Künstlerin mit Schreibblockade sitzt in einer Residenz in Norddeutschland. Draußen renovieren Bauarbeiter ein Ferienhaus, drinnen passiert nichts – bis das Festnetztelefon klingelt. Ein angeblicher Microsoft-Mitarbeiter möchte Zugriff auf ihren Computer. Stattdessen beginnt sie zu reden – über Liebeskummer, Leere und Scheitern bei der Arbeit. Ohne es zu merken wird sie zur Scambaiterin. Der Film erzählt von einem unerwartet ehrlichen, fast zärtlichen Gespräch zwischen zwei Fremden und davon, wie leicht man Teil von Strukturen wird, die man eigentlich hinterfragen möchte.
CN: Sexualisierte Gewalt Die Arbeit an einem autobiografischen Filmprojekt führt die Regisseurin zurück zu psychiatrischen Akten, Fotografien und Räumen, die es nicht mehr gibt. Ausgangspunkt ist die Gewalt, die sie als Jugendliche durch den Vater erlebte und die Nachwirkungen, die bis heute spürbar sind. Aus Fragmenten entsteht ein filmisches Tagebuch über Erinnerung, Schmerz und das Ringen um Sprache. Doch im Erzählen selbst liegt auch eine Form von Selbstbehauptung: Der Film wird zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und zur Möglichkeit, die eigene Geschichte nicht mehr im Schweigen gefangen zu halten.