Hasankeyf, eine Stadt am Tigris mit tausendjähriger Geschichte, ist nun sprichwörtlich dem Untergang geweiht. Aufgrund des Baus des Ilısu-Staudamms sind alle Bewohner*innen zur Umsiedlung aufgefordert. Die türkische Regierung bietet der überwiegend kurdischen Bevölkerung neue Wohnungen in „Neu-Hasankeyf“ an – einer eintönigen Retortenstadt mit identischen Wohnblöcken oberhalb des entstehenden Stausees. In eindrucksvollen Bildern fängt die Kamera dieses politische Machtspiel ein. Die raue Schönheit der anatolischen Landschaft vermischt sich mit individuellen Lebenswegen und Familiengeschichten. Ruhige, tableauartige Einstellungen zeigen, wie von Tourismusagenturen Ausflüge mit Amphibienfahrzeugen und Tauchtouren angepriesen werden, während die letzten Bewohner*innen zusehen, wie Jahrhunderte alte Denkmäler mit großer Geste ins Museum abtransportiert werden. Die installierten Lautsprecher weisen unaufhörlich darauf hin, die Übersiedelung in die neue Stadt rechtzeitig zu planen und dass dort weder Tierhaltung noch Landwirtschaft erlaubt ist. Nach und nach wird die Strom- und Nahversorgung eingestellt, und der Wasserspiegel steigt unaufhaltsam. (Sarah Adam)