Bekannt für ihre 16mm-Experimente lädt die in New York lebende Filmkünstlerin Jennifer Reeves uns ein, einen 1965 entstandenen Film mit dem Titel „Three Approaches to Psychotherapy“ neu zu betrachten. Der Film zeigt Gloria Szymanski, eine 30-jährige geschiedene Mutter, die während drei Therapiesitzungen mit drei männlichen Therapeuten mit unterschiedlichen Ansätzen gefilmt wurde. Reeves’ erneute Auseinandersetzung mit diesem Material – eine Kombination aus Found Footage und taktilen Eingriffen auf 16mm-Film – verwandelt es in ein empowerndes Porträt. Durch das Hinzufügen von Kontext und das Verweben zusätzlicher Materialien – von Home Movies bis hin zu Wochenschauen und Werbespots – wird Glorias Geschichte in ihrem historischen Moment neu gerahmt. Reeves kehrt zu dem ursprünglichen Filmmaterial zurück, das über Glorias Einverständnis hinaus gezeigt wurde, und legt die darin wirkenden Machtverhältnisse offen. Gloria erscheint nicht länger als Fallstudie, sondern als komplexe, moderne Frau, deren Offenheit – über ihre Ängste, Wünsche und Widersprüche – bis heute nachhallt und uns herausfordert, über die Art und Weise nachzudenken, wie wir ihre Erfahrung wahrnehmen. (Senem Aytaç)