#10 Die Gewalt der Blicke


(BALi, KulturBahnhof Kassel)

Überwachung bedeutet mehr, als beobachtet zu werden – sie prägt, wie wir uns selbst und andere sehen. Versteckte Kameras, Landgrenzen, Algorithmen oder soziale Gruppen lenken Blicke, schreiben Machtverhältnisse in Bilder ein und beeinflussen unser tägliches Leben. Die Filme dieses Programms erkunden auf sehr unterschiedliche Weise, wie Kontrolle sichtbar wird – und wie man ihr begegnen kann: poetisch, kritisch, rebellisch. So entstehen vielstimmige Perspektiven auf Macht und Widerstand, die uns fragen lassen: Wie wollen wir gesehen werden – und wie können wir die Blickrichtung selbst verändern? (Anna Melikova)

In the Animal's Skin

In einem Traum verwandelt sich die Künstlerin in ein Tier und durchquert unbemerkt den Wald am Grenzzaun zwischen Polen und Belarus. Dort begegnet sie ihrer Großmutter – schweigend und nah. Die poetische Videoarbeit verbindet persönliche Erinnerung mit politischer Reflexion und zeigt, wie Verwandlung zugleich Sehnsucht, Angst und Widerstand ausdrücken kann.

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  • Dauer: 14 Min.
  • Premiere: Deutschlandpremiere
  • Nominierung: Goldener Schlüssel
    • Regie: Yuliya Tsviatkova

    Sixty-seven Milliseconds

    CN: Gewalt Der Film rekonstruiert die Schüsse auf einen unbewaffneten 19-Jährigen in den Pariser Vororten im Februar 2020. Zwischen zwei Frames einer Überwachungskamera folgt er der Flugbahn der Kugel und den Bewegungen der Protagonisten. Mit CGI und wechselnden Bildstilen hinterfragt die Arbeit Polizeigewalt in Frankreich und macht die unsichtbare Dynamik des Geschehens sichtbar.

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    • Dauer: 15 Min.
    • Regie: Fleuryfontaine

    The Fissure of the Red Sight (The Fissure of The Red Sight)

    Im New Taipei Park benutzt eine Frau ein Gerät, das versteckte Kameras aufspüren soll und erweckt versehentlich die Statuen des Parks zum Leben. Diese sind mit Taiwans kolonialer Vergangenheit verbunden und scheinen sich zu erheben, um Rache für einen Flugzeugabsturz während einer Militärparade 1964 unter Chiang Kai-sheks Kriegsrecht zu nehmen.

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    • Dauer: 12 Min.
  • Premiere: Europapremiere
    • Regie: WEI-HENG KAO

    TERF/ANTITERF

    Aus Protest gegen transfeindliche TERF (Trans-Exclusionary Radical Feminist)-Rhetorik entsteht dieses kraftvolle Selbstporträt eines trans Mannes. Während TERFs von „irreversiblen Operationen" sprechen, behauptet er selbstbewusst seine Existenz und Legitimität.

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    • Dauer: 10 Min.
  • Premiere: Deutschlandpremiere
    • Regie: Lucien Pin

    Imitation Machines

    CN: Suizid Die Suizidrate in Gefängnissen ist zehnmal so hoch wie in der freien Bevölkerung. Doch anstatt Haftbedingungen zu verbessern, setzt die Politik auf technologische Lösungen. IMITATION MACHINES dokumentiert das Training einer künstlichen Intelligenz, die Gefangenensuizide in deutschen Justizvollzugsanstalten vorhersagen und verhindern soll.

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    • Dauer: 7 Min.
  • Premiere: Weltpremiere
    • Regie: Alex Bartsch

    Dar band (Citizen-Inmate)

    Elektronische Überwachung hat Teheran in ein digitales Panoptikum verwandelt und den Albtraum ständiger Kontrolle Realität werden lassen. Doch selbst in dieser riesigen Maschine des Gehorsams gibt es Menschen, die sich in einem Moment der Rebellion gegen ihre Versklavung wenden und die Spielregeln brechen. Was geschieht, wenn sich der Blick umkehrt – und die Überwachenden selbst ins Visier geraten?

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    • Dauer: 14 Min.
    • Regie: Hesam Eslami