#3 Das Vergangene ist präsent


(BALi, KulturBahnhof Kassel)

Im weitesten Sinne kann der Körper als Archiv gesehen werden, das Erfahrungen speichert. Können Körperarchive auch in die DNA übergehen? Können Erinnerungen und Traumata transgenerational übertragen werden? Die Forscher*innen für Epigenetik am Max-Planck-Institut sagen: Ja, bestimmte Prägungen, die sich durch Erfahrungen abzeichnen, können an Nachkommen weitergegeben werden. Im Filmprogramm DAS VERGANGENE IST PRÄSENT begeben sich Künstler*innen auf Ahnenforschung, um sich auf geistreiche Art und Weise den Auswirkungen ihrer Familiengeschichte zu stellen. (Afsun Moshiry)

Zarafet ve Şiddet Arasında (Between Delicate and Violent)

ZARAFET VE ŞIDDET ARASINDA ist ein experimenteller Dokumentarfilm, für den Hände Orte der Erinnerung sind, die Erinnerungen sowohl speichern als auch übertragen können. Mit Hilfe der Hände und ihrer Kreationen werden verlorene Erinnerungen ans Tageslicht gebracht, die in den performativen, gesellschaftlich akzeptierten Familienalben keinen Platz gefunden haben. Können wir das Gewaltvolle, das in den Händen des Malers liegt, in den Pinselstrichen seiner Gemälde sehen? Könnte der Kreuzstich eine Art Alphabet sein? Der Film verbindet sich durch Vorstellungskraft und Kreativität mit der persönlichen Vergangenheit der Regisseurin, während er sich gleichzeitig mit universellen Themen wie häusliche Gewalt, generationsübergreifende Traumata und Widerstand auseinandersetzt.… >>>

  • Dauer: 15 Min.
  • Premiere: Deutschlandpremiere
    • Regie: Şirin Bahar Demirel

    Nachlass.

    Im Film NACHLASS. wird das Unausgesprochene behandelt. Eine Familienaufarbeitung ausgelöst durch einen Brief, den die Oma der Filmemacherin an ihren Opa im Jahr 1963 schrieb. Der Blick fällt auf die nicht zu heilende Wunde im Angesicht des Todes. Im Film geht es nicht per se um Betrug, sondern darum, wie wir mit Ungerechtigkeit umgehen, die nicht ausgesprochen wurde, die man im Tod nicht mehr bereinigen kann.
    „Hätte die Wut meiner Oma, wäre sie öffentlich gemacht worden, etwas an der Machtposition meines Opas verändert? Vielleicht steckt ein Stück Sinnlosigkeit in dieser Fragestellung, aber vielleicht nützt es auch einen Blick auf diese Finsternis zu bringen, um zu sehen, dass die Zeit der wütenden Frauen begonnen hat, um für ihre Rechte und ihren gerechten Platz in der Gesellschaft zu kämpfen.“ (Anika Wagner)

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    • Dauer: 6 Min.
  • Premiere: Weltpremiere
    • Regie: Anika Danielle Wagner

    An Apple From a Tree

    Heimatstadt, Russland. Abblätternde Tapete, Wohnung der Großeltern. Jetzt leben meine Eltern hier. Ein oder zwei Mal im Jahr komme ich sie besuchen. Wie meine Mutter sagt: „Für Eltern bleibt man immer ein Kind." Und es ist etwas Wahres an ihren Worten. Ich wundere mich und versuche, präsent zu sein.… >>>

    • Dauer: 27 Min.
  • Nominierung: A38-Produktions-Stipendium
    • Regie: Tina Daurova

    The Fruit Tree

    In THE FRUIT TREE wandert eine junge Frau, Sharleece, durch ein Haus. In der verschlafenen Wüstenstadt, in der sie lebt, California City, wird es zur Miete angeboten. Der Blick aus dem Fenster weckt unerwartete Erinnerungen an ihr Elternhaus in Los Angeles.… >>>

    • Dauer: 15 Min.
  • Nominierung: Goldener Schlüssel
    • Regie: Isabelle Tollenaere

    CLAMOR

    Menschen, die Selbstmord begangen haben, und Babys, die vor der Taufe gestorben sind, wurden bis vor nicht allzu langer Zeit auf katholischen Friedhöfen nicht akzeptiert. Verzweifelte Angehörige suchten heimlich nach einem würdigen Platz für ihre Leichen. Gräber, die sich Hügel und Wind mit Hingerichteten, Atheist*innen, Passant*innen, Protestant*innen teilten... Die Glocken läuteten nie für „die anderen“, und doch verwandelt sich der Tod außerhalb des Friedhofs, außerhalb der Institution, in eine Landschaft.… >>>

    • Dauer: 17 Min.
  • Premiere: Deutschlandpremiere
    • Regie: Edurne Rubio Barredo