„Wir haben hier Gebühren eingeführt, weil wir etwas verstanden haben: In jedem Film ist es die Geschichte, die sich verkauft. Ihr wollt in die Intimität der Menschen und des Dorfes eindringen. Ihr sagt, das kostet uns nichts." Aber die Geschichten unserer Gemeinschaft haben einen Preis.“ Der kleine Ort ist an nationale und internationale Besucher*innen gewöhnt. Die sogenannte Caminata Nocturna hat ihn berühmt gemacht. Eine Tourist*innenattraktion, die auf den Erfahrungen der Dorfbewohner*innen beruht und den illegalen Grenzübertritt in die Vereinigten Staaten nachstellt. Was einst als Performance begann, um die örtliche Jugend auf die Gefahren der illegalen Migration aufmerksam zu machen, ist inzwischen zu einer der Haupteinnahmequellen des Dorfes geworden. Netflix war da. Italienische, japanische, österreichische und andere Produktionen auch. Und jetzt die Deutschen. Die Suche nach authentisch anmutendem dokumentarischen Material an einem Ort, der davon lebt, spektakuläre Bilder zu produzieren und zu vermarkten, entwickelt sich zu einer ungewollten Erkundung der Möglichkeiten und Grenzen filmischer Repräsentation. (Clara Winter)