40 Jahre Kasseler Dokfest – Replay: Bilder. Kriege.


(kleines BALi, KulturBahnhof Kassel)

Wenn man sich die Programme des Kasseler Dokfestes in den 1990er Jahren ansieht, werden rote Fäden sichtbar, die das Jahrzehnt thematisch geprägt haben und sich bis in die Gegenwart fortsetzen. Zum Beispiel wird man sich bewusst, wie sehr die 90er Jahre eine Dekade der Kriege waren, deren Nachwirkungen bis heute spürbar sind. Die heißen Kriege, die am Ende des „Kalten Krieges“ im globalen Maßstab ausbrachen, veränderten zudem auf dramatische Weise unser Verhältnis zum fotografischen Bild, was wiederum für Film- und Videomacher*innen und damit auch für das Kasseler Dokfest eine akute Herausforderung bedeutete. Die zunehmende Technisierung und Digitalisierung der Bildproduktion führten zu grundsätzlichen Zweifeln an der Wahrhaftigkeit des Gezeigten und damit an der Sichtbarkeit der Kriege. Der forensische Nutzen des dokumentarischen Bildes geriet ebenso auf den Prüfstand wie seine Fähigkeit, Empathie zu erzeugen. Das Programm bringt vier Arbeiten in Erinnerung, in denen sich das Spektrum der ethischen und ästhetischen Fragen abbildet, die dabei auf dem Spiel standen und die 30 Jahre später angesichts neuer Kriege von unverminderter Relevanz sind (Tobias Hering, Kurator des Programms).

zu Gast: Ala Younis (Künstlerische Leiterin der Akademie der Künste der Welt, Köln)
Das Gespräch findet auf Englisch statt.

(It Was) Just a Job

„Die Angst um meine Liebsten. Die Ohnmacht in meinem Zimmer. Die Lügen in den Medien.“… >>>

  • Dauer: 5 Min.
  • Regie: Samir

Ich wollte einfach dieses Foto haben

Der Film basiert auf Gesprächen mit dem Fotografen Olaf Wyludda, der bei dem Versuch, in einer kroatischen Stadt vor Granatenbeschuss fliehende Menschen zu fotografieren, selbst verletzt wurde. Verhandelt wird dabei auch der scheinbare Widerspruch zwischen Augenzeugenschaft und Empathieverlust.… >>>

  • Dauer: 25 Min.
  • Regie: Thomas Kutschker

The Dead Weight of a Quarrel Hangs

Das Video beschäftigt sich mit der notorischen Unmöglichkeit einer Geschichtsschreibung der Kriege, die zwischen 1975 und 1991 im Libanon geführt wurden. Unter Verwendung scheinbar zufälliger Bildfunde evoziert Walid Raad imaginäre und darin symptomatische Ereignisse.… >>>

  • Dauer: 17 Min.
  • Regie: Walid Raad

Auge/Maschine II

Als Teil von Harun Farockis intensiver Auseinandersetzung mit „intelligenten“ Maschinen zeigt das Video, wie militärische Bild- und Steuerungstechniken sukzessive in den Alltag einsickern. Mit ihrer Haltung zwischen Aufklärung und Protest steht diese Splitscreen-Arbeit für eine weit verbreitete Ambivalenz am Ende der 90er Jahre.… >>>

  • Dauer: 16 Min.
  • Regie: Harun Farocki